Die Einnahme von Protonenpumpenhemmern (PPI) erhöht laut einer neuen Studie längerfristig das Risiko für Bluthochdruck bei menopausalen Frauen. Nach dem Absetzen ist der Effekt reversibel. Das spricht für die regelmäßige Überprüfung der Indikation.
PPI hemmen die Sekretion von Magensäure und kommen vor allem bei Magengeschwüren, Refluxkrankheit und Gastritis zur Anwendung. Bei langfristiger Anwendung von PPI können Nebenwirkungen wie Osteoporose und Clostridioides-difficile-Infektionen auftreten. Deshalb raten Gastroenterologen, PPI streng indikationsgerecht einzusetzen und vor allem die Langzeitanwendung regelmäßig zu hinterfragen, schreibt die Pharmazeutische Zeitung.
Auf indikationsgemäße Anwendung von PPI achten
Den streng indikationsgemäßen Einsatz bekräftigen auch die Ergebnisse einer retrospektiven Beobachtungsstudie, die kürzlich im Journal of the American Heart Association erschienen sind. „Die Anwendung von PPI war bei Frauen in den Wechseljahren mit einem erhöhten Risiko für Bluthochdruck verbunden, wobei ein signifikanter Trend bei längerer Anwendungsdauer zu beobachten war“, schreiben die Autoren um Dr. Ahmed I. Soliman von der University at Buffalo im US-Bundesstaat New York.
Säureabhängiger Nitrat-Nitrit-NO-Weg
Hinter der Studie steckt die Überlegung, dass ein saurer Magen-pH notwendig ist, um mit der Nahrung aufgenommenes Nitrit in Stickstoffmonoxid (NO) umzuwandeln. Letzteres ist ein starker Vasodilatator und Blutdrucksenker, der auch therapeutisch genutzt wird. Studien hätten gezeigt, dass der sogenannte Nitrat-Nitrit-NO-Weg an der Blutdruckregulation beteiligt sei, schreibt das New Yorker Autorenteam. Erste Ergebnisse deuteten zudem darauf hin, dass die Anwendung von PPI über genau diesen Weg den Blutdruck erhöhen könnte.
Diesen Zusammenhang überprüfte das Team nun an einer großen Kohorte, die aus Teilnehmerinnen des Beobachtungsarms der Women’s Health Initiative (WHI) bestand. Insgesamt waren 64.720 Frauen im Alter zwischen 50 und 79 Jahren beteiligt, die zunächst keinen Bluthochdruck gehabt hatten.
Risiko steigt mit Anwendungsdauer
Nach einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 8,7 Jahren traten 28.951 Fälle von Bluthochdruck auf. Die Anwendung von PPI war – im Vergleich zur Nicht-Anwendung – mit einem um 17% höheren Risiko für Bluthochdruck verbunden. Eine längere Anwendungsdauer war auch mit einem stärkeren Risikoanstieg verbunden: Das Bluthochdruck-Risiko bei einer PPI-Einnahmedauer unter einem Jahr war um 13% erhöht, bei einer Dauer zwischen einem und drei Jahren um 17% und eine Anwendungsdauer länger als drei Jahre bedeutete ein um 28% erhöhtes Risiko.
Bei Frauen, die neu mit einer PPI-Anwendung begonnen hatten, stieg innerhalb von drei Jahren der systolische Blutdruck um durchschnittlich 3,39 mmHg an. Teilnehmerinnen, die in der Vergangenheit PPI angewendet hatten, dies aber nicht mehr taten, hatten kein erhöhtes Hypertonierisiko. Der Effekt scheint also reversibel zu sein.
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