US-Präsident Donald Trump warnt vor einem angeblichen Zusammenhang zwischen Paracetamol und Autismus bei Kindern. Fachleute der WHO, EMA und weiterer Institutionen weisen diese Aussagen entschieden zurück und verweisen auf fehlende wissenschaftliche Belege.
Trump warnt vor Paracetamol – Fachleute widersprechen deutlich
US-Präsident Donald Trump hat in einer Pressekonferenz erklärt, die Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft könne „mit einem stark erhöhten Autismusrisiko“ beim Kind verbunden sein.
Diese Aussage sorgte weltweit für Widerspruch – unter anderem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA), dem deutschen Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und weiteren Fachleuten.
WHO: keine wissenschaftlich belegte Verbindung
WHO-Sprecher Tarik Jasarevic erklärte gegenüber Medien, dass es keinen nachgewiesenen Zusammenhang zwischen der Paracetamol-Einnahme in der Schwangerschaft und Autismus gebe. Zwar gebe es einzelne Beobachtungsstudien mit Hinweisen auf einen möglichen Zusammenhang, diese seien jedoch widersprüchlich und nicht replizierbar. „Wenn der Zusammenhang zwischen Paracetamol und Autismus stark wäre, wäre er wahrscheinlich in mehreren Studien durchgängig beobachtet worden“, so Jasarevic.
Auch betonte der WHO-Sprecher mit Bezug auf eine weitere Aussage Trumps, dass Impfstoffe kein Autismusrisiko darstellen. „Impfstoffe retten Leben. Das ist wissenschaftlich erwiesen“, sagte Jasarevic weiter.
EMA und BfArM: keine Änderung der Empfehlungen
Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) sieht laut offizieller Stellungnahme keinen Anlass, die bisherigen Empfehlungen zur Anwendung von Paracetamol in der Schwangerschaft zu ändern. „Verfügbare Belege zeigen keinen Zusammenhang zwischen der Paracetamol-Einnahme in der Schwangerschaft und Autismus“, so die EMA. Paracetamol könne weiterhin in der Schwangerschaft verwendet werden, jedoch in der niedrigsten wirksamen Dosis und nur so lange wie nötig.
Das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) schloss sich dieser Einschätzung an. „Solche Aspekte werden selbstverständlich in der gesamten EU gemeinsam durch alle Gesundheits- und Arzneimittelbehörden engmaschig überwacht“, erklärte BfArM-Sprecher Maik Pommer. Die Studienlage bei dem Thema sei eindeutig. Wie auch bei anderen Medikamenten seien alle Risiken in der Packungsbeilage aufgeführt, eine solche Autismus-Warnung sei nicht darunter.
Kritik aus Fachgesellschaften
Deutliche Kritik kam auch vom American College of Obstetricians and Gynecologists (ACOG). Die Aussagen der US-Regierung würden sämtliche wissenschaftlichen Erkenntnisse ignorieren. Zudem seien Trumps Empfehlungen „unverantwortlich“. Keine einzige seriöse Studie könne einen Zusammenhang belegen.
Der schwedische Forscher Viktor Ahlqvist vom Karolinska Institut in Stockholm, der die bislang wahrscheinlich größte wissenschaftliche Studie mit 2,5 Millionen Schwangerschaften durchgeführt hat, widersprach laut einem Bericht auf „Nature“ ebenfalls. Demnach habe seine Auswertung keine Belege ergeben, dass eine Paracetamol-Einnahme während der Schwangerschaft Autismus auslösen würde.
Medikament bleibt Mittel der Wahl – bei korrekter Anwendung
Auch das Institut Embryotox der Berliner Universitätsklinik Charité stuft Paracetamol weiterhin als bewährtes und gut verträgliches Schmerzmittel für Schwangere ein. Voraussetzung sei eine klare medizinische Indikation und eine zeitlich begrenzte Einnahme in Rücksprache mit ärztlichem Fachpersonal.
Was ist Autismus?
Autismus, auch Autismus-Spektrum-Störung, ist eine neurologische Entwicklungsstörung. Merkmale sind u. a. Einschränkungen in der sozialen Interaktion, Kommunikationsschwierigkeiten sowie wiederholende Verhaltensweisen. Die genauen Ursachen sind bislang nicht abschließend geklärt, genetische und umweltbedingte Faktoren spielen vermutlich eine Rolle.