Durch RS-Viren hervorgerufene Infektionen der unteren Atemwege bei Babys erhöhen wahrscheinlich das Risiko für Asthma im Kindesalter. Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Expertenteam im Rahmen einer systematischen Übersichtsarbeit.
Die Arbeit, die Mitte Juni in der Online-Publikation der Fachzeitschrift „Allergy“ veröffentlicht wurde, untersuchte unter anderem den Zusammenhang zwischen RSV-bedingten Infektionen der unteren Atemwege (LRTI, lower respiratory tract infections) im Säuglingsalter und der Entwicklung von Asthma.
Dreifach erhöhtes Asthmarisiko
Das internationale Expertenteam kommt diesbezüglich zum Schluss: „RSV LRTI ist wahrscheinlich mit einem erhöhten Risiko verbunden im Alter von sieben Jahren Asthma zu entwickeln“. Verglichen mit Kindern, die keine RSV-bedingte Infektion der unteren Atemwege durchmachten, ist das Risiko etwa drei Mal so hoch (OR: 3,02). An der Studie war auch die Globale Patientenplattform für Allergien und Atemwege (Global Allergy & Airways Patient Platform, GAAPP) mit Sitz in Wien beteiligt.
1.300 Kinder jährlich wegen RSV-Infektion im Spital
Das RS-Virus ist ein weit verbreitetes Atemwegsvirus, das in der Regel nur leichte Symptome verursacht, ähnlich einer Erkältung. Bei Risikogruppen, zu denen Säuglinge gehören, kann das Virus jedoch eine schwere Infektion der unteren Atemwege verursachen, etwa Bronchiolitis oder Lungenentzündung.
„Bei älteren Säuglingen und Kleinkindern ist eine RSV-Infektion die häufigste Ursache von Erkrankungen des unteren Respirationstraktes und von damit verbundenen Krankenhauseinweisungen“, schreibt das Robert-Koch-Institut auf seiner Website. Laut SARI-Dashboard mussten im Laufe des letzten Jahres in Österreich über 1.300 Kinder (0–4 Jahre; 30. KW 2024 bis 29. KW 2025) wegen einer RSV-bedingten schweren akuten Atemwegserkrankung stationär aufgenommen werden. Mehr als 40 davon auf einer Intensivstation.
Gratis-RSV-Immunisierung für Säuglinge
In Österreich gibt es seit Dezember vergangenen Jahres den monoklonalen Antikörper Nirsevimab zur Prophylaxe von RSV-Erkrankungen bei Babys. Im Rahmen des kostenfreien Kinderimpfprogramms des Bundes, der Bundesländer und der Sozialversicherung steht diese passive Immunisierung gratis zur Verfügung. Empfohlen wird diese für Neugeborene bis zum vollendeten ersten Lebensjahr beziehungsweise während der ersten RSV-Saison im Herbst/Winter. Für Kinder mit einem erhöhten Risiko gilt die Empfehlung auch im zweiten Lebensjahr.
Positive Nutzenbewertung der RSV-Immunisierung
Erst kürzlich hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in Köln eine Nutzenbewertung veröffentlicht. Demnach sieht das IQWiG „einen Hinweis auf einen beträchtlichen Zusatznutzen von Nirsevimab gegenüber beobachtendem Abwarten (Nichtimpfen, Anm.)“ in Bezug auf die Prophylaxe von RSV-Erkrankungen der unteren Atemwege bei Kindern in ihrer ersten RSV-Saison
Die Nutzenbewertung stützt sich auf die beiden randomisierten, kontrollierten Studien HARMONIE und MELODY. Daran nahmen 8.057 bzw. 3.012 gesunde Kinder unter einem Jahr teil. „Schwere RSV-bedingte Infektionen der unteren Atemwege traten bei Kindern, die Nirsevimab erhielten, signifikant seltener auf als in der Kontrollgruppe“, schreibt das IQWiG. In der Kontrollgruppe mussten 151 Tage nach der Injektion 1,7% (HARMONIE) bzw. 2,0% (MELODY) der Kinder stationär behandelt werden, in der Nirsevimab-Gruppen dagegen nur 0,3% bzw. 0,4%. Nach 366 bzw. 361 Tagen lagen die Werte in der Kontrollgruppe bei 2,4% (HARMONIE) bzw. 2,2% (MELODY) und in der Nirsevimab-Gruppe bei 1,1% bzw. 0,5%.
Real-world-Daten bestätigen Wirksamkeit
Die in klinischen Studien beobachteten Vorteile von Nirsevimab, scheint die klinische Praxis zu bestätigen. Darauf weist eine aktuelle Meta-Analyse hin, die in „The Lancet Child & Adolescent Health“ veröffentlicht wurde. Die Autoren rund um Dr. Seyed M. Moghadas von der York University in Toronto, Kanada, kommen zum Ergebnis, dass die Injektion von Nirsevimab jeweils mit einer signifikant geringeren Wahrscheinlichkeit von RSV-bedingten Krankenhausaufenthalten (minus 83%), Aufnahmen auf Intensivstationen (minus 81) und des Auftretens von LRTI (minus 75%) verbunden war.




