Start Wirtschaft Branchennews PharmaTime liefert ungefilterte und ehrliche Informationen über Gesundheitswesen und -politik

PharmaTime liefert ungefilterte und ehrliche Informationen über Gesundheitswesen und -politik

Mag. Hans Jakesz hat vor 40 Jahren PharmaTime gegründet. Im Jubiläums-Interview spricht er über die turbulente Entstehungsgeschichte und treue Wegbegleiter, den Anspruch des Magazins für seine Leserinnen und Leser, über Höhepunkte und chronische Reibungsflächen in seiner publizistischen Arbeit.

Mag. Jakesz, war es schon immer Ihr Traum, Herausgeber und Chefredakteur eines eigenen Magazins zu sein?

Nein, das hat sich einfach so ergeben. Mein Vater war Mittelschulprofessor für Deutsch und hat mir gute Arbeiten seiner Schülerinnen und Schüler zu lesen gegeben. Mein eigener Lehrer war weniger ambitioniert. Er ließ mich regelmäßig Referate halten, mit dem Hinweis, ich könne mir gute Ratschläge doch von meinem Vater einholen. So entstand eine große Affinität zur Sprache, zum Schreiben und allgemein zur Kommunikation. Später habe ich begriffen, dass auch die Politik im Wesentlichen aus guter Kommunikation besteht. Mitte der 1960er-Jahre war ich Vorsitzender der Fachgruppe Pharmazie in der Hochschülerschaft. Im Wahlkampf gegen den damals sehr starken Ring Freiheitlicher Studenten habe ich begonnen, ein Nachrichtenblatt für Pharmazie-Studenten herauszubringen. Mit der sehr einfach gestalteten StudPharmPress habe ich meine ersten journalistischen Erfahrungen gesammelt. Dadurch und durch meine Mitarbeit als Studentenvertreter bei der Neufassung der Studienordnung wurde ich schon in jungen Jahren in der Branche bekannt. Nach Abschluss des Studiums, in meiner Aspiranten-Zeit als angestellter Pharmazeut, lud mich der Direktor des Apothekerverlags zur Mitarbeit an Die Apotheke ein, nach einem halben Jahr war ich schon leitender Redakteur. Dabei habe ich das Zeitungmachen – vom Layout bis zu den langen Nächten in der Druckerei – von Grund auf erlernt.

Was war dann 1984 die Initialzündung für die Gründung von PharmaTime?

Als ich mich als Apotheker selbstständig machte, trat ich in den Apotheker-Verband ein, in dem damals eine große Wachablöse stattfand. Der neue Präsident hielt viel von mir und entsandte mich als seinen Vertreter zum Jour Fixe mit Apothekerkammer-Präsident Franz Winkler. Winkler wollte eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit aufbauen und hatte hochrangige Berater engagiert: Franz Alexander Späth war Mitbegründer der heimischen Media-Analyse und international anerkannter Media-Berater; Mag.pharm. Kurz Vymazal, angestellter Apotheker, betrieb mit seiner Firma Info-Service eine Agentur für Gesamtkommunikation, spezialisiert auf den Gesundheitsbereich. Gemeinsam sollten wir uns Gedanken über eine Neugestaltung der Österreichischen Apothekerzeitung machen. Unsere Ideen fanden aber keinen Anklang und wurden verworfen. Unsere Arbeit schien umsonst gewesen zu sein. Anfang 1984 rief mich Späth überraschend an und schlug vor, ich solle doch selbst ein Magazin herausbringen. Ich winkte ab: „Das kann ich doch nicht. Und wie sollte ich das überhaupt finanzieren?“ Damit war die Sache vom Tisch. Ein halbes Jahr später lud mich Späth harmlos zum Heurigen ein. Als ich eintraf, saß ein graumelierter Herr mit am Tisch. Es war Prof. Fritz Karmasin, der renommierte Inhaber des Gallup-Instituts, den Späth als Schützenhilfe dazu gebeten hatte. Um es kurz zu machen: Nach vier Stunden war der Name PharmaTime geboren. Ende 1984 erfolgte die nominelle Gründung, der Name wurde geschützt, das erste Heft kam – nach langen Vorarbeiten und einer Nullnummer – im Oktober 1985 auf den Markt.

Wie wurde das Projekt finanziert?

Der Plan sah so aus: Späth und Karmasin stellten für mich den Kontakt zu hervorragenden Journalisten her. In der ersten Redaktion saßen große Namen wie Jens Tschebull (Profil), Ditta Rudle (DiePresse), Herbert Gartner (Kurier), Wolfgang Wagner (APA), der heute noch für exzellente Wissenschaftsberichterstattung in PharmaTime steht, und Christian M. Kreuziger, der Spezialist für heikle Geschichten war. Romana Fürnkranz (Mode) und Alois Rottensteiner (Autos) sorgten für ein gewisses Lifestyle-Element. Ich musste allerdings die Finanzierung selbst auf die Beine stellen, was mir mit Hilfe von fünf befreundeten Pharma-Unternehmen gelang. Schering, Bender, Schmidgall, Hofmann La Roche und Gebro Pharma kauften mir auf eigenes Risiko Inseratenpakete ab, die sie in unbestimmter Zeit schalten wollten. Das war das entscheidende Startkapital.

Foto von Mag. pharm Hans Jakesz - Gründer von PharmaTime

Apothekerkammer und Apothekerverband waren nicht begeistert über ein unabhängiges Magazin, auf das sie keinen Einfluss hatten. Sie versuchten, uns anfangs juristisch zu bekämpfen. Ich habe damals ganz sicher viele Feinde „gewonnen“.

Mag.pharm. Hans Jakesz
Gründer PharmaTime

Wie waren die Reaktionen auf Ihr Magazin?

Apothekerkammer und Apothekerverband waren nicht begeistert über ein unabhängiges Magazin, auf das sie keinen Einfluss hatten. Sie versuchten, uns anfangs juristisch zu bekämpfen. Ich habe damals ganz sicher viele Feinde „gewonnen“. Gefürchtet waren schon damals vor allem die Glossen von unserem Herrn Mörserl, der Missstände und Fehlentwicklungen mit spitzester Feder anprangerte. Seine Beiträge waren die meistgelesenen und beliebtesten. Wer sich hinter dem Pseudonym verbirgt, bleibt mein Geheimnis.

Was war und ist Ihr Anspruch im Sinne der Leserinnen und Leser?

Unser Anspruch lautet: PharmaTime liefert ungefilterte und ehrliche Informationen über Gesundheitswesen und Gesundheitspolitik. Unser Magazin bietet allen Pharmazeutinnen und Pharmazeuten ausschließlich professionell recherchierte Geschichten. Unsere Wissenschaftsthemen sind hieb- und stichfest. Wir haben nie PR-Texte übernommen, und es gibt bei uns keine versteckte Werbung. Wir stellen bewusst das Dreieck Apotheken, Pharmaindustrie und pharmazeutischer Großhandel in den Mittelpunkt unserer Berichterstattung, weil sie aufeinander angewiesen sind und weil in all diesen Bereichen auch ausgebildete Pharmazeuten beschäftigt sind. Deshalb geben wir auch den Gastkommentaren von Pharmig und VAAÖ regelmäßig Raum. Aus all diesen Gründen gibt es uns auch heute noch, obwohl wir ein vergleichsweise kleiner, privater Verlag sind.

Sie sind selbst Pharmazeut, hat Ihnen das in puncto Akzeptanz geholfen?

Ich möchte es so sagen: Für einen Branchenfremden wäre die Gründung von PharmaTime sehr schwierig gewesen. Ich habe damals meine Apotheke fachlich und wirtschaftlich geleitet; ich habe als Pressesprecher der Apothekerkammer-Präsidenten in Salzburg und Tirol enorm viele Kontakte in alle politischen Lager geknüpft; ich hatte das Ohr immer nahe an der Kollegenschaft. Diese Mischung – und meine Freude am Zeitungmachen – waren der Treibstoff für PharmaTime.

War PharmaTime eine durchgängige Erfolgsgeschichte?

Nein. Die Zeiten waren nicht immer rosig. Das lag vor allem daran, dass ich vieles allein bewältigen musste – die Produktion, den Inseratenverkauf usw. Mehrmals musste ich Partner mit an Bord nehmen. Ich konnte sie aber immer wieder auskaufen. Heute sind wir fest in Familienhand.

Was waren aus Ihrer Sicht thematische Highlights der vergangenen 40 Jahre?

In einer so langen Zeit passieren unglaublich viele Dinge. In Erinnerung ist mir etwa der Fall Maria Treben. Sie galt als „Spezialistin“ für Pflanzen, vertrieb aber Säfte mit gesundheitsgefährdenden Inhaltsstoffen. Nach unserer Geschichte „So nicht, Frau Treben“ schaltete sich das Gesundheitsministerium ein und verhängte ein Verbot ihrer Produkte. Auch der Titel „Phenacetin adé“ trug dazu bei, den weit verbreiteten Wirkstoff wegen seiner nierenschädigenden Eigenschaft aus dem Verkehr zu ziehen. Angeblich ist PharmaTime das in Parlamentsreden meistzitierte Fachmagazin. Das spricht schon für einen gewissen Einfluss und bestätigt unsere Strategie, das Magazin allen Mitgliedern des parlamentarischen Gesundheitsausschusses zur Verfügung zu stellen.

Hat PharmaTime mit seiner Berichterstattung auch Konflikte ausgelöst?

Ganz sicher. Mit der Ärztekammer gab es immer wieder massive Reibungsflächen, weil sie reflexhaft jeden Fortschritt für die Apotheken ablehnt. Einen der Präsidenten habe ich einmal sogar als „Mr. Njet“ bezeichnet. Ein großer Streitpunkt war etwa der Vorstoß der Apothekerkammer Tirol, die Cholesterin-Messungen in den Apotheken organisierte. Der damalige Ärztekammerpräsident tobte, es kam zu einem Showdown im ORF, wo er sich in der Live-Sendung fachlich blamierte. PharmaTime hat auch Flagge gezeigt, als eine Mitarbeiterin des damaligen Vizepräsidenten der Apothekerkammer Opfer von Mobbing wurde. Jürgen Rehak verklagte uns deshalb, verlor aber den Prozess und schied kurz danach auf eigenen Wunsch aus seiner Funktion aus. Ich schätze die Arbeit der Apothekerkammer und habe nie einen Konflikt mit ihr gesucht. Wenn aber etwas im Argen liegt, scheuen wir nicht davor zurück, es in PharmaTime klar anzusprechen.

Wenn Sie das erste Heft von PharmaTime in die Hand nehmen und mit der jüngsten Ausgabe vergleichen – wo sehen Sie die markantesten Entwicklungsschritte?

Für mich ist die Entwicklung von PharmaTime einfach sensationell. Die erste Ausgabe hatte 24 Seiten, heute liefern wir ein umfangreiches Magazin, das man gerne in die Hand nimmt. Es ist gut zu lesen, zukunftsorientiert und schön gestaltet. Es war eine kontinuierliche Entwicklung, wobei wir alle sechs bis acht Jahre das Layout ganz gezielt an neue inhaltliche Erfordernisse und an den jeweiligen Zeitgeschmack angepasst haben.

Sie haben heuer die Leitung des Magazins endgültig an Ihren Sohn Christoph abgegeben. Wann war für Sie der richtige Zeitpunkt gekommen?

Erstens bin ich auch als Apotheker in Pension gegangen. Zweitens habe ich gesehen, dass Christoph sehr gut in den Verlag hineingewachsen und absolut auf dem richtigen Weg ist. Drittens muss man – auch wenn es gar nicht leicht ist – einmal zur Seite treten, damit sich die nächste Generation voll entfalten kann.

Wie wird PharmaTime in zehn Jahren aussehen?

Ich bin auf jeden Fall davon überzeugt, dass es das Magazin auch in zehn Jahren noch geben wird. Und dass es seinem Motto – unabhängig, kritisch, meinungsbildend – auch in Zukunft folgen wird. Als Herausforderung sehe ich die enorme wissenschaftliche Entwicklung, die man journalistisch begleiten muss, um die Apothekerinnen und Apotheker immer hochqualitativ über den neuesten Stand zu informieren.

Vielen Dank für das Gespräch.

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