Mehr als jeder zehnte Erwachsene ist laut WHO von Diabetes betroffen. Für die richtige Medikation ist eine konsequente und korrekte Messung des Blutglucose-Spiegels Voraussetzung. Hier entwickeln sich Technologien wie die nicht-invasive Blutzuckermessung laufend weiter und ermöglichen eine einfache Integration in den Alltag.
Laut WHO sind weltweit 830 Mio. Menschen über 18 Jahren von Diabetes betroffen – das entspricht 14% der Bevölkerung. Die Tendenz ist nach wie vor steigend, mit einem hohen Gesundheitsrisiko. Unbehandelt kann Diabetes zu Erblindung, Nierenversagen, Herzinfarkt, Schlaganfall oder Amputation der unteren Extremitäten führen.1 Diese Komplikationen können mit angepasster Ernährung, Bewegung, ärztlichen Kontrollen und vor allem entsprechender Medikation verzögert bzw. vermieden werden.
Vorteile der kontinuierlichen Blutzuckermessung (CGM)
Für eine passende Therapie ist eine korrekte Messung des Blutzuckers Voraussetzung. Ursprünglich wurde noch mit Lanzette und Messgerät zu bestimmten Zeitpunkten durchgeführt. In den letzten Jahren hat sich jedoch vieles durch ein modernes kontinuierliches Glucose-Monitoring (CGM) verbessert. Durch applizierbare Sensoren am Bauch oder Oberarm wird der Blutzuckerspiegel kontinuierlich bestimmt. Die Werte werden drahtlos auf ein Empfängergerät wie ein Smartphone übertragen. Diese neue Methode führt nachweislich zu verbesserten Langzeitwerten bei Patientinnen und Patienten. So zeigte sich in Studien, dass sich der relevante Langzeitparameter HbA1c in der CGM-Gruppe gegenüber der Kontrollgruppe signifikant verbesserte.2
Next step: Messung in der Kleidung
Diese invasiven Messmethoden bedeuten für den Patienten das Applizieren einer Nadel in die Haut; alle bisherigen Versuche nicht-invasiver Methoden, z.B. über Kontaktlinse oder Uhr, hatten sich als noch zu ungenau erwiesen.3
Forscher der American University of Beirut konnten aber ein am Körper tragbares „wearable“ – technisch betrachtet ein nicht-invasives Multisensor-System – entwickeln, das den Blutzuckerspiegel kontinuierlich, exakt und in Echtzeit misst.4 Das Funktionsprinzip ist wie folgt: Elektromagnetische Wellen werden in den Körper geleitet, von dort reflektiert und mittels elektromagnetischer Sensoren gemessen. Da sich mit dem Blutzuckerspiegel die elektrischen Eigenschaften des Bluts ändern, ändert sich auch die Reflexion der elektromagnetischen Wellen. So wird die Blutzuckerkonzentration messbar. Die Struktur der Sensoren ist den Blutgefäßen in der Haut nachempfunden, die Sensoren sind biegsam und passen sich flexibel der Körperform an. Das hat laut den Forschenden die Messgenauigkeit dieses Wearables im Vergleich zu anderen entwickelten Produkten wesentlich verbessert. In Tierversuchen zeigte sich eine 100%ige diagnostische Genauigkeit über einen weiten Bereich von Glukoseschwankungen. In einer Studie mit menschlichen Patienten (Diabetiker und Nicht-Diabetiker), die sich einem oralen Glukosetoleranztest unterzogen, wurde eine Genauigkeit von 99,01% erreicht!5
Im Prototyp hatten die Forscher die Sensoren in einen Handschuh, ein Armband bzw. Unterarmbinde und Socken eingearbeitet – vor allem letzteres kann unkompliziert im Alltag getragen werden.
Diese Ergebnisse klingen sehr vielversprechend. Es bleibt spannend, ob und wann das Produkt auf den Markt kommt, oder ob eine andere Universität bzw. Firma das Rennen am Markt für sich entscheidet. Sicher ist allerdings, dass ein nicht-invasives Wearable, das den Blutzuckerspiegel exakt in Echtzeit misst, in Zukunft die Blutzuckermessung für Millionen von Diabetikern revolutionieren kann.
Quellen: