Kinder, die häufig Bildschirmmedien nutzen, zeigen geringere Aufmerksamkeitsleistungen. Regelmäßiges Lesen steht dagegen mit besserer Konzentration in Zusammenhang. Das zeigt eine neue Auswertung der Life Child-Studie der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig.
Die aktuelle Untersuchung basiert auf standardisierten kognitiven Tests von 1.057 Kindern im Alter zwischen 3 und 11 Jahren. Sie wurde kürzlich im Fachjournal BMC Pediatrics veröffentlicht. Ziel war es, den Zusammenhang zwischen digitaler Mediennutzung, selbständigem Lesen und der Langzeitaufmerksamkeit bei Kindern zu analysieren.
So lief die Studie ab
Getestet wurden zwei Altersgruppen: 3–6,5 Jahre sowie 6,5–11 Jahre. Die Kinder absolvierten einen computerbasierten Aufmerksamkeitstest, bei dem sie in einer siebenminütigen Testphase nur auf ein bestimmtes Bild reagieren sollten. Die Fehlerarten wurden klar unterschieden:
- Auslassungsfehler: Hinweis auf geringe Langzeitaufmerksamkeit
- Fehlreaktionen: Hinweis auf mangelnde Impulskontrolle
Gleichzeitig gaben Eltern Auskunft über die tägliche Bildschirmzeit (ab drei Jahren) und das selbständige Lesen (ab sechs Jahren).
Mediennutzung: Höhere Fehlerquote bei Kindern
Die Auswertung zeigt: Kinder mit häufiger Bildschirmnutzung machten mehr Fehler – unabhängig von der Altersgruppe. Besonders deutlich war dies bei:
- Vorschulkindern: hier zeigte sich ein starker Zusammenhang zwischen dem Konsum von Serien und eingeschränkter Impulskontrolle.
- Grundschulkindern: ausgedehnter Medienkonsum korrelierte mit verminderter Langzeitaufmerksamkeit.

Kindern beider Altersgruppen, die häufiger Bildschirmmedien nutzten, unterliefen im Test mehr Fehler als denen mit geringerer Mediennutzung.
Dr. Tanja Poulain
Leiterin der Life Child-Studie an der Universität Leibzig
„Kindern beider Altersgruppen, die häufiger Bildschirmmedien nutzten, unterliefen im Test mehr Fehler als denen mit geringerer Mediennutzung“, erklärt Dr. Tanja Poulain, Leiterin der Studie.
Lesen fördert Konzentration – besonders bei Mädchen
Kinder, die regelmäßig selbständig lesen, schnitten deutlich besser ab: Sie zeigten weniger Fehler in den Tests zur Aufmerksamkeit. Der Effekt war besonders bei Grundschulkindern messbar.
Auch geschlechtsspezifische Unterschiede traten zutage: Mädchen machten insgesamt weniger Fehler als Buben, sowohl bei Impulskontrolle als auch bei Langzeitaufmerksamkeit.
Was die Studie besonders macht
Im Gegensatz zu früheren Untersuchungen basiert diese Studie nicht nur auf Elternangaben, sondern auf einem objektiven Testverfahren. Neu ist auch die Erkenntnis, dass nicht nur die Lesefähigkeit, sondern vor allem die Häufigkeit des Lesens positiv mit der Konzentrationsfähigkeit zusammenhängt.
Die Forschungsgruppe betont, dass es sich zwar um Korrelationen, nicht aber um Kausalitäten handelt. Dennoch unterstreichen die Ergebnisse die Relevanz einer bewussten Mediennutzung und der Förderung des Lesens im Kindesalter.
Über die Life Child-Studie
Die Life Child-Studie läuft seit 14 Jahren an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig und umfasst Daten von über 6.000 Kindern und Jugendlichen aus Leipzig und Umgebung. Sie untersucht den Einfluss von Umwelt- und Lebensstilfaktoren auf die körperliche und geistige Entwicklung Heranwachsender.




