Eine aktuelle Meta-Analyse hat untersucht, welche Personengruppen durch eine SARS-CoV-2-Infektion das größte Risiko für schwere Verläufe bis hin zum Tod hatten. Die Ergebnisse sind auch für die Beratung in der Apotheke relevant, um die Betroffenen gezielt auf Impfschutz und Hygienemaßnahmen zur Infektionsvermeidung hinzuweisen.
Die Gesamtauswertung der Studien zeigte, dass Personen mit Herzinsuffizienz, zerebrovaskulären Erkrankungen, COPD, Diabetes, Atemwegserkrankungen, Herzerkrankungen und Bluthochdruck bei COVID-19 einem erhöhten Sterbe- und Hospitalisierungsrisiko ausgesetzt waren. Personen mit Diabetes und Adipositas hatten ein erhöhtes Risiko für einen Aufenthalt auf einer Intensivstation. Von allen analysierten Komorbiditäten war Herzinsuffizienz mit dem stärksten Risikoanstieg für schwere COVID-19-Verläufe verbunden.
Erste Meta-Analyse zum Mortalitätsrisiko
„Dies ist die erste Meta-Analyse zur Bewertung der Mortalität und des Hospitalisierungsrisikos aufgrund von COVID-19 bei Personen mit Komorbiditäten im Vergleich zu Personen ohne Komorbiditäten während der Omikron-Ära“, schrieben die Fachleute im International Journal of Infectious Diseases. Das internationale Expertenteam, darunter auch Univ.-Prof. Dr. Harald Sourij, MBA, von der Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie der MedUni Graz, hat dafür Studien mit mehreren Millionen Betroffenen der Omikron-Krankheitswelle analysiert.
Der Hintergrund: Zu Beginn der COVID-19-Pandemie war die Gefahr für Betroffene vor allem bei zusätzlichem Vorliegen von Diabetes, Adipositas und Atemwegs- bzw. Herz-Kreislauf-Erkrankungen höher als in der Allgemeinbevölkerung. Bei Patienten, die mit SARS-CoV-2-Omikron-Varianten infiziert waren, verliefen die Infektionen milder. Auch die Zahl der Krankenhausaufenthalte war geringer als bei der früheren Delta-Variante (B.1.617.2).
Auch Omikron gefährlich
Dennoch wurde Omikron (B.1.1.529) im November 2021 von der WHO als besorgniserregende Variante eingestuft. „Insbesondere Personen mit vorbestehenden Grunderkrankungen können auch in der aktuellen Omikron-Ära einem höheren Risiko für Komplikationen und Tod durch eine SARS-CoV-2-Infektion ausgesetzt sein als Personen in der Allgemeinbevölkerung“, schreiben die Fachleute.
In einer systematischen Literatursuche identifizierten die Wissenschafter Studien, die zwischen Jänner 2022 und März 2024 veröffentlicht wurden. Diese umfassten Personen mit mindestens einer der folgenden Komorbiditäten: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zerebrovaskuläre Erkrankungen, chronische Lungenerkrankungen, Diabetes und Adipositas. Bewertete Endpunkte waren das Sterberisiko, das Risiko eines Krankenhausaufenthaltes, die Aufnahme auf eine Intensivstation sowie eine beliebige Kombination dieser Endpunkte. Von 72 Studien wurden 68 in die Meta-Analyse einbezogen. Je nach analysierter Begleiterkrankung der COVID-19-Patienten lag die Teilnehmerzahl zwischen 330.000 und 13,7 Millionen.
Höchste Mortalität bei Patienten mit Herzinsuffizienz
Bezogen auf COVID-19-Todesfälle ergab sich das höchste Risiko für Menschen mit chronischer Herzinsuffizienz. Diese Patienten hatten ein um 78% höheres Risiko zu versterben als jene ohne die Begleiterkrankung. Dahinter rangierten Patienten mit zerebrovaskulären Erkrankungen (plus 47%) und COPD (plus 43%). Das Mortalitätsrisiko bei adipösen COVID-19-Patienten war nicht erhöht, auch Asthma hatte keinen statistisch signifikanten Effekt auf das Sterberisiko.
Die Wahrscheinlichkeit einer Krankenhausaufnahme bei einer SARS-CoV-2-Erkrankung war ebenfalls bei allen untersuchten Komorbiditäten erhöht. Am meisten wieder bei chronischer Herzinsuffizienz (plus 61%). Asthma zeigte auch hier keinen Einfluss. Das Risiko der Aufnahme auf eine Intensivstation war jedoch am höchsten bei adipösen Patienten (plus 32%) und jenen mit Diabetes (plus 20%).
Präventionsmaßnahmen passgenau gestalten
Die Identifizierung der am meisten gefährdeten Personengruppen könnte auch für die Zukunft wichtig sein. Die Betroffenen sollten besonders auf Impfschutz und Vermeidung von SARS-CoV-2-Infektionen durch entsprechende Hygienemaßnahmen achten.
„Kliniker und politische Entscheidungsträger sollten erwägen, Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens, wie saisonale Impfungen und antivirale Therapien bei SARS-CoV-2-positiven Personen, gezielt auf diese am stärksten gefährdete Gruppen auszurichten“, so die Autoren in ihrem Fazit:
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