Start Apotheke Abführmittel: Harmlos oder schleichende Gefahr?

Abführmittel: Harmlos oder schleichende Gefahr?

Abführmittel sind für viele Menschen eine einfache Lösung bei akuter Verstopfung. Sie werden oft in der Selbstmedikation mit dem Gedanken eingenommen, sie seien harmlos und sicher. Aber stimmt das?

Abführmittel, auch Laxanzien genannt, werden zur Behandlung von Verstopfung eingesetzt und unterscheiden sich in ihrer Wirkungsweise, um auf die individuellen Bedürfnisse und Beschwerden der Patientinnen und Patienten eingehen zu können. Je nach Art der Verstopfung, der Dringlichkeit und den gesundheitlichen Voraussetzungen werden unterschiedliche Typen von Abführmitteln eingesetzt.

Arten von Abführmitteln

Osmotische Abführmittel wie Lactulose und Macrogol wirken, indem sie Wasser im Darm zurückhalten, was den Stuhl weicher und voluminöser macht und so den Stuhlgang erleichtert. Diese Mittel sind gut verträglich und eignen sich für eine langfristige Anwendung, da sie die natürliche Darmbewegung kaum beeinflussen und sanft wirken.

Eine weitere wichtige Gruppe sind die Quellstoffe wie etwa ballaststoffreiche Flohsamenschalen. Sie nehmen Wasser auf, quellen im Darm und erhöhen so das Stuhlvolumen. Dieser Volumenanstieg übt sanften Druck auf die Darmwand aus und fördert die Darmtätigkeit. Solche Laxanzien sind besonders für Menschen mit chronischer Verstopfung geeignet, die ihre Verdauung schonend unterstützen möchten. Durch die Erhöhung von Wassergehalt und Volumen im Darm wird die normale Peristaltik gestärkt, was langfristig die Darmfunktion verbessert.

Stimulierende Abführmittel wie Bisacodyl und Natriumpicosulfat wirken direkt auf die Dickdarmmuskulatur und fördern die Darmbewegung sowie die Ansammlung von Wasser und Elektrolyten, was zu einer schnellen Entleerung führt. Sie sind bei akuter Verstopfung effektiv, können jedoch bei häufiger Anwendung Nebenwirkungen wie Bauchkrämpfe verursachen.

Zuletzt gibt es die Gruppe der Gleitmittel wie Glycerin und Paraffinöl. Diese machen den Stuhl gleitfähiger und erleichtern die Ausscheidung. Sie sind besonders für Personen mit schmerzhaften Stuhlentleerungen, etwa bei Analfissuren oder Hämorrhoiden, geeignet. Da sie nur die Passage erleichtern, wirken sie sanfter als andere Abführmittel und haben ein geringeres Nebenwirkungspotenzial.

Langzeiteinnahme

Laxanzien werden seit Langem zur Behandlung chronischer Verstopfung genutzt und standen oft in der Kritik wegen möglicher Gewöhnungseffekte und Nebenwirkungen wie Elektrolytverschiebungen. Heutige Leitlinien bewerten die Abhängigkeitsgefahr jedoch als gering und empfehlen Abführmittel wie Bisacodyl und Natriumpicosulfat auch langfristig bei entsprechender Indikation. Neue Studien warnen jedoch, dass dauerhafter Laxanziengebrauch, besonders osmotischer Abführmittel, das Mikrobiom beeinflusst und über die Darm-Hirn-Achse das Demenzrisiko erhöhen könnte. Dies betrifft vor allem ältere Menschen, da die gestörte Darmflora und der Entzug essenzieller Nährstoffe den Gehirnstoffwechsel beeinträchtigen. Eine britische Kohortenstudie1  zeigt, dass regelmäßige Laxanzieneinnahme mit einem erhöhten Risiko für vaskuläre Demenz, jedoch nicht Alzheimer, verbunden ist. Osmotische Laxanzien erhöhen dabei das allgemeine Demenzrisiko, da sie Wasser in den Darm ziehen und in hohen Dosen den Mineralstoffhaushalt stören. Die genaue Verbindung zwischen Laxanzien und Demenzrisiko ist jedoch noch nicht abschließend erforscht; Experten vermuten sowohl physiologische als auch psychische Einflussfaktoren.

Missbrauch

Die missbräuchliche Verwendung von Abführmitteln zur Gewichtsreduktion ist ein zunehmend verbreitetes, jedoch problematisches Phänomen. Die regelmäßige und übermäßige Einnahme von Abführmitteln kann zu einer sogenannten Abführmittelabhängigkeit führen. Durch den dauerhaften Eingriff in die natürlichen Verdauungsprozesse gewöhnt sich der Darm an die chemische Stimulation und verliert langfristig seine natürliche Bewegungsfähigkeit. Das bedeutet, dass Betroffene ohne Abführmittel kaum noch in der Lage sind, ihren Stuhlgang auf natürlichem Wege zu regulieren. Ein Teufelskreis beginnt: Immer mehr Abführmittel werden benötigt, um die gewünschte Wirkung zu erzielen, was sowohl die körperliche als auch die psychische Abhängigkeit fördert.

Ein weiteres zentrales Risiko bei der Nutzung von Abführmitteln zur Gewichtsabnahme ist die häufige Entstehung eines Elektrolytungleichgewichts. Der häufige Verlust von Wasser und wichtigen Mineralstoffen, insbesondere von Kalium, kann zu Dehydrierung und Herzrhythmusstörungen führen. In extremen Fällen kann ein schweres Elektrolytungleichgewicht lebensgefährlich sein. Um Verstopfung sicher zu lindern, sollte zuerst auf natürliche Maßnahmen gesetzt werden: Eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten, ausreichend Flüssigkeit und Bewegung helfen, den Darm gesund zu halten. Natürliche Quellstoffe wie Flohsamen und Leinsamen wirken sanft und unterstützen die Verdauung auf schonende Weise. So kann der Griff zu Abführmitteln oft vermieden werden.

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