Ein aktueller „Konsument“-Test von Säuglingsanfangsnahrungen zeigt: Die ernährungsphysiologische Qualität ist sehr gut – bei Schadstoffen gibt es jedoch Anlass zur Kritik.
Laut einer Studie im Auftrag des Gesundheitsministeriums aus dem Jahr 2021 erhalten 82% der Säuglinge in Österreich im ersten Lebensjahr Nahrung oder Getränke aus dem Fläschchen. Die Hälfte der Kinder erhält bereits in den ersten drei Tagen zum ersten Mal Milchfertignahrung.
17 Anfangsnahrungen im Test: 11 gut, 6 durchschnittlich
Ein aktueller Test des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) gemeinsam mit der Stiftung Warentest hat nun 17 dieser Produkte geprüft. Das Ergebnis: Elf Produkte wurden insgesamt mit „gut“ bewertet, sechs mit „durchschnittlich“.
In der ernährungsphysiologischen Bewertung schnitten jedoch alle Produkte mit der Note „sehr gut“ ab. Ein Novum laut VKI: „Das ist erfreulich, denn in früheren Tests erreichte kein Produkt in diesem Prüfpunkt eine sehr gute Bewertung.“
PFAS erstmals untersucht – Belastung in fast allen Produkten, aber vertretbar
Neu im Test war die Analyse auf polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS), auch bekannt als „Ewigkeitschemikalien“. Diese Stoffe wurden laut VKI „in fast allen Anfangsnahrungen“ nachgewiesen. In fünf Produkten waren die Werte auffällig erhöht. Dennoch bewertet der VKI die Belastung als „vertretbar“ – stellt jedoch infrage, warum manche Hersteller geringere PFAS-Gehalte erreichen als andere.
Keine Auffälligkeiten bei weiteren Schadstoffen
Bei anderen Substanzen fiel der Test deutlich positiver aus: Es gab keine Beanstandungen bei Glycidyl-Estern, aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH), Blei, Kadmium, Bisphenol A (BPA) und dem Schimmelpilzgift Aflatoxin M1. Gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH) wurden zwar nachgewiesen, lagen jedoch an der Bestimmungsgrenze oder knapp darüber.
Keimbelastung: Einzelfall mit Cronobacter
In einer einzigen Mischprobe aus drei Verpackungen wurde der Keim Cronobacter nachgewiesen. In weiteren sechs Proben war er allerdings nicht nachweisbar. Obwohl eine Infektion selten sei, könne sie für Frühgeborene und immungeschwächte Säuglinge lebensgefährlich sein. Der betroffene Hersteller teilte mit, die Ware daraufhin vorsorglich aus dem Handel genommen zu haben.
Andere potenziell gefährliche Keime wie Salmonellen, Enterobakterien, Listerien oder Bacillus cereus wurden in keiner Probe gefunden.
Preisunterschiede groß – teils höhere Preise in Österreich
Beim Preis zeigten sich deutliche Unterschiede: Zwischen der teuersten und der günstigsten Anfangsmilch lagen fast 100 Euro pro Monat. Ein Produkt war in Deutschland pro Kilo um 4,63 Euro günstiger als in Österreich.
Empfehlung: sechs Monate ausschließlich stillen
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt weiterhin, Säuglinge sechs Monate ausschließlich zu stillen und das Stillen nach Einführung der Beikost möglichst bis zum zweiten Lebensjahr oder darüber hinaus fortzusetzen.
In Österreich fördert das seit 2008 bestehende nationale Programm „REVAN – Richtig essen von Anfang an!“ eine gesunde Ernährung von der Schwangerschaft bis ins Kindesalter und bietet zahlreiche Beratungs- und Informationsmöglichkeiten.