Start Apotheke Tara Diabetes-Risiko mit vier einfachen Werten vorhersagbar

Diabetes-Risiko mit vier einfachen Werten vorhersagbar

Eine US-Studie zeigt, dass die Kombination aus Nüchternblutzucker, Alter, Geschlecht und BMI für eine zuverlässige Einschätzung des persönlichen Diabetes-Risikos ausreicht. Diese Werte sind auch in der Apotheke mittels Point-of-Care-Tests einfach zu erheben.

Ein internationales Forschungsteam hat ein praxisnahes Instrument zur Früherkennung von Typ-2-Diabetes entwickelt. Eine im Fachjournal „JAMA Network Open“ publizierte Studie zeigt, dass bereits wenige leicht messbare Parameter genügen, um das individuelle Erkrankungsrisiko realistisch abzuschätzen.

Additive Wirkung von Risikofaktoren

Die Studie basiert auf Daten von fast 45.000 Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren, erhoben im Rahmen des Rochester Epidemiology Projects. Innerhalb von rund sieben Jahren entwickelten 8,6% der Teilnehmenden einen Typ-2-Diabetes, innerhalb von zehn Jahren lag das Risiko bei 12,8%.

„Auffällig war: Bereits Nüchternblutzuckerwerte im oberen Normalbereich (95–99mg/dl) erhöhten das Risiko signifikant“, analysierte die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG). In Kombination mit Übergewicht verdoppelte sich die Erkrankungswahrscheinlichkeit. Noch höhere Werte führten sogar zu einer Vervierfachung des Risikos.

Vier Werte zur Risikoeinschätzung

Die Forschenden von der Mayo Klinik in Rochester (USA) entwickelten vier Risikokategorien, anhand derer sich das individuelle Risiko für die kommenden zehn Jahre berechnen lässt – dafür nötig sind lediglich die vier Werte Nüchternblutzucker, Alter, Geschlecht und BMI:

  • Referenzgruppe (niedrigstes Risiko, ca. 5%): Frauen unter 30 Jahren, BMI 18,5–24,9 und Nüchternblutzucker 80–94mg/dl
  • Leicht erhöhtes Risiko (ca. 12%): Nüchternblutzucker 95–99mg/dl oder BMI 25–29,9
  • Mittleres Risiko (ca. 26%): Kombination aus BMI 30–34,9 und Nüchternblutzucker 100–104mg/dl
  • Hohes Risiko (bis 56%): BMI ab 40 und Nüchternblutzucker 120–125mg/dl, besonders bei Männern ab 60 Jahren

„Das eröffnet Chancen für eine wirksame Prävention“, betont DDG Vizepräsident Dr. Tobias Wiesner. „Wir können betroffene Menschen früher identifizieren und mit ihnen über Veränderungen im Lebensstil sprechen – etwa zu Ernährung, Bewegung und Gewichtskontrolle“, so der Diabetologe aus Leipzig.

Forderung nach politischen Maßnahmen

Die DDG sieht in den Ergebnissen einen klaren Handlungsauftrag für die Gesundheitspolitik. Geschäftsführerin Barbara Bitzer forderte unter anderem:

  • eine Mehrwertsteuerbefreiung für Obst und Gemüse,
  • eine Herstellerabgabe auf zuckergesüßte Getränke,
  • klare Nährwertkennzeichnung im Handel sowie
  • Werbebeschränkungen für ungesunde Produkte bei Kindern.

„Wir brauchen auch politische Rahmenbedingungen, die die gesunde Wahl zur einfachen Wahl machen“, so Bitzer abschließend.

Die Rolle der Apotheken

Diese Risikokategorien sind ein einfaches Instrument, um in der Praxis Hochrisikopatientinnen und -patienten zu erkennen. Zumal die dafür nötigen Werte in Apotheken mittels Point-of-Care-Tests einfach zu erheben sind. Personen mit erhöhtem Risiko können dementsprechend gezielt beraten werden. 

PharmaTime hat dem Thema Diabetes und die Rolle der Apotheken einen eigenen Schwerpunkt in Ausgabe 7-8/2025 gewidmet.

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