Psilocybin, der Wirkstoff aus „Magic Mushrooms“ hat in Studien eine anhaltende antidepressive Wirkung gezeigt. Eine aktuelle Meta-Analyse weist allerdings darauf hin, dass die Wirksamkeit überschätzt worden sein könnte.
Die Forschung zur therapeutischen Nutzung von Psychedelika gewinnt zunehmend an Bedeutung. Psilocybin, ein Wirkstoff aus sogenannten „Magic Mushrooms“, gehört zu den aussichtsreichen Kandidaten für den Einsatz als Antidepressiva.
Meta-Analyse dämpft Erwartungen
Die Ergebnisse einer Ende Juli im JAMA Network Open veröffentlichten Meta-Analyse von Forschenden rund um Fredrik Hieronymus vom Institut für Neurowissenschaft und Physiologie der Universität Göteborg (Schweden) dämpfen nun die Erwartungen, wie das Deutsche Ärzteblatt vergangenen Freitag berichtete.
Psilocybin hatte in Studien eine schnelle und anhaltende antidepressive Wirkung gezeigt. Allerdings waren die Effektstärken in der Akutphase oft mehr als doppelt so hoch wie bei herkömmlichen Antidepressiva. Diese Ergebnisse führten zu Bedenken, dass die Studienergebnisse verzerrt sein könnten. Etwa durch „functional unblinding“ (Erraten der Gruppenzugehörigkeit) oder hohe Erwartungen an psychedelische Substanzen.
Auch ein Cochrane-Review zur Psychedelika-assistierten Therapie vom September letzten Jahres weist auf das Risiko einer Verzerrung durch „Entblindung“ bei Psilocybin-Studien hin.
17 Studien mit knapp 5.000 Teilnehmenden
„In einigen Studien wurde festgestellt, dass die Ansprechraten auf die Kontrollbehandlung geringer als erwartet ausfielen“, schreiben Hieronymus und sein Team. Sie verglichen daher in ihrer Meta-Analyse die Ergebnisse der Kontrollbehandlung in Studien zu Psilocybin, selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) und Esketamin miteinander.
Für die Meta-Analyse werteten die Forschenden 17 doppelblinde, randomisierte Studien mit insgesamt 4.960 Erwachsenen mit Major Depression oder therapieresistenter Depression aus. Davon vier Studien zu Psilocybin (n=373), zwei zu Esketamin (n=573) und elf zu SSRIs (n=4.014). Der Schweregrad der Depression wurde jeweils zu Studienbeginn und sechs Wochen danach mittels Montgomery-Åsberg Depression Rating Scale (MADRS) bewertet.
Systematische Verzerrung bei Psilocybin-Studien
Kontrollgruppen in Psilocybin-Studien zeigten eine deutlich geringere Verbesserung der Depressionswerte als Kontrollgruppen in SSRI- oder Esketamin-Studien. Dies könnte laut den Studienautoren darauf hindeuten, dass die antidepressive Wirksamkeit von Psilocybin im Vergleich zu SSRI und Esketamin überschätzt wird.
„Die auffällig schlechte Wirksamkeit der Kontrollbehandlung in Psilocybin-Studien deutet darauf hin, dass sich diese systematisch von SSRI- oder Esketamin-Studien unterscheiden – entweder in der Zusammensetzung der Patientenkollektive oder in methodisch relevanten Aspekten“, so die Forschenden. „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die antidepressive Wirkung von Psilocybin weit weniger breit ist als bisher angenommen.“
AGES warnt vor Süßigkeiten mit Pilzgiften
Erst Anfang des Jahres warnte die AGES vor einem neuen Trend, bei dem Süßigkeiten psychoaktive Pilzgifte wie Psilocybin oder Muscimol (Fliegenpilzgift) zugesetzt werden. Sie berichtet von Jugendlichen und Erwachsenen, die nach dem Konsum derartiger Produkte wegen Vergiftungserscheinungen stationär behandelt werden mussten.
„Dazu zählen Halluzinationen wie farbige Scheinbilder, ein Gefühl der Schwerelosigkeit und Euphorie“, so die AGES auf ihrer Website. Psychosen seien ebenso beschrieben wie Kreislaufversagen. „Bei einer größeren Menge kommt es zu Muskelzuckungen, Verwirrtheit, Bauchschmerzen und Erregungszuständen, die bis zur Bewusstlosigkeit oder Koma führen können.“
Derartige Produkte können über Online-Shops, vereinzelt auch an Verkaufsautomaten bezogen werden. Um nicht als Lebensmittel zu gelten, würden sie Vermerke wie „Nicht zum Verzehr“ tragen oder seien als Non-Food-Waren – in einem Beispiel etwa als „Badeprodukt“ – gekennzeichnet. „Da sie aber aussehen wie Fruchtgummis oder Schokolade, können sie besonders für kleine Kinder sehr gefährlich werden“, warnt die AGES.
Originalstudie: