Eine aktuelle Phase-3-Studie zeigt, dass orales Semaglutid in der Dosis von 25mg bei übergewichtigen und adipösen Erwachsenen zu einer signifikanten Gewichtsreduktion führt. Rund 30% der Behandelten erreichten einen Gewichtsverlust von mindestens 20%.
Neue Behandlungsoption bei Adipositas: orales Semaglutid überzeugt in Studie
Die ursprünglich zur Behandlung von Typ-2-Diabetes entwickelten GLP-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA) etablieren sich zunehmend auch in der Therapie der Adipositas. Derzeit sind diese jedoch subkutan zu injizieren.
Eine neue multinationale Phase-3-Studie belegt nun die Wirksamkeit von oralem Semaglutid in einer Dosis von 25mg bei Menschen mit Übergewicht oder Adipositas. Die Ergebnisse wurden Mitte September im „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht.
Studienzentren in Kanada, Deutschland, Polen und den USA
Die randomisierte, doppelblinde und placebokontrollierte OASIS-4-Studie wurde an 22 Zentren in Kanada, Deutschland, Polen und den USA durchgeführt. 307 Erwachsene ohne Diabetes, aber mit einem BMI ≥30 oder ≥27 bei Vorliegen mindestens einer adipositasassoziierten Begleiterkrankung, wurden eingeschlossen.
Alle Teilnehmenden erhielten begleitend strukturierte Ernährungs- und Bewegungsberatung. Die orale Semaglutid-Dosis wurde über 12 Wochen von 3mg auf 25 mg gesteigert und danach 52 Wochen lang in dieser Dosierung verabreicht.
Signifikante Gewichtsreduktion durch orales Semaglutid
Die mittlere Gewichtsabnahme nach den insgesamt 64 Wochen betrug:
- –13,6% in der Semaglutid-Gruppe
- –2,2% unter Placebo
- Differenz: –11,4 Prozentpunkten (statistisch hochsignifikant, p < 0,001)
Knapp ein Drittel (29,7%) der mit Semaglutid Behandelten erreichte einen Gewichtsverlust von 20% oder mehr. Demgegenüber erreichten dies nur 3,3% in der Placebo-Gruppe.
Auch metabolische Parameter wie Taillenumfang, Nüchternglukose, HbA1c, Insulin, Blutfette und CRP verbesserten sich in der Semaglutid-Gruppe signifikant stärker. „Bemerkenswert ist, dass die meisten Teilnehmenden mit Prädiabetes zu Studienbeginn am Ende der Behandlung mit Semaglutid eine Normoglykämie aufwiesen“, schreibt das Forschungsteam.
Bessere Lebensqualität und körperliche Funktion
Die Behandelten berichteten zudem über eine deutlich stärkere Verbesserung der körperlichen Funktion, gemessen mittels IWQOL-Lite-CT-Score. Ein klinisch relevanter Anstieg (≥14,6 Punkte) wurde bei 55,3% der Behandelten erreicht (Placebo: 34,8 %).
Häufig gastrointestinale Beschwerden
Nebenwirkungen traten bei 93,1% der Semaglutid-Gruppe auf, in der Regel waren diese leicht bis moderat. Am häufigsten waren gastrointestinale Beschwerden (74,0% vs. 42,2% bei Placebo), die aber nur selten (in 3,4% der Fälle) zum Studienabbruch führten.
Mögliche Alternative bei Nadelangst
„Unsere Daten unterstützen die orale Verabreichung von Semaglutid in einer Dosis von 25mg als wirksame Behandlungsoption für Adipositas“, so die Forschenden.
Orales Semaglutid könnte durch die einfache Anwendung eine erweiterte Option in der Adipositastherapie darstellen – besonders für Personen mit Nadelangst oder eingeschränktem Zugang zur Kühlkette.
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