Eine neue US-Studie zeigt: Nicotinamid kann das Risiko für erneute Hautkrebserkrankungen deutlich senken. Besonders dann, wenn die Behandlung direkt nach der ersten Diagnose beginnt.
Frühzeitiger Einsatz erhöht Schutzwirkung
Nicotinamid, die amidische Form von Vitamin B3 (Niacin), wird seit Längerem als vielversprechender Wirkstoff zur Sekundärprävention von Hautkrebs diskutiert. Eine große retrospektive Kohortenstudie, durchgeführt von Forschenden des Durham VA Medical Center (North Carolina, USA), bestätigte nun die schützende Wirkung bei Patientinnen und Patienten mit vorangegangenen Hautkrebsdiagnosen. Die Ergebnisse wurden Mitte September im Fachmagazin „JAMA Dermatology“ veröffentlicht.
„Der Zeitpunkt der Behandlung war in unserer Studie eine entscheidende Variable. Ein Nutzen zeigte sich nur, wenn die Einnahme nach den ersten Hautkrebserkrankungen begonnen wurde, mit anschließend allmählicher Abschwächung des Schutzeffekts“, berichtete das Forschungsteam.
Studiendesign und wichtigste Ergebnisse
Basierend auf elektronischen Gesundheitsakten aus der US-Veterans-Affairs-Datenbank (1999–2024) werteten die Forschenden die Daten von rund 33.800 Patientinnen und Patienten aus, die schon einmal an Hautkrebs erkrankt waren.
Eingeschlossen wurden knapp 12.300 Patienten, die zweimal täglich 500mg Nicotinamid für mindestens 30 Tage erhielten. Als Kontrollgruppe dienten knapp 21.500 Patienten, die kein Nicotinamid eingenommen hatten. Die wichtigsten Resultate:
- 14% Gesamtrisikoreduktion für neue Hautkrebserkrankungen
- 54% Risikoreduktion, wenn Nicotinamid direkt nach der ersten Hautkrebserkrankung eingenommen wurde.
- deutlichster Effekt (22% Risikoreduktion) bei kutanen Plattenepithelkarzinomen
- kein Unterschied für Basalzellkarzinome
Je mehr Tumore vor Therapiebeginn aufgetreten waren, desto schwächer war der präventive Effekt von Nicotinamid.
Experteneinschätzung und klinische Relevanz
Die Dermatologin Sarah T. Arron von der Palo Alto Foundation Medical Group (Kalifornien, USA) empfiehlt in einem begleitenden Editorial der JAMA-Ausgabe, Nicotinamid als Teil eines multimodalen Präventionskonzepts einzusetzen. Neben der Einnahme von Nicotinamid bleibe konsequenter Sonnenschutz sowie die Behandlung von Feldkanzerisierungen (Krebsvorstufe) essenziell.
„Ein naheliegender Zeitpunkt (für die Einnahmeempfehlung, Anm.) ist das Erstgespräch nach der Diagnose eines Hautkrebses, wenn Patientinnen und Patienten besonders empfänglich für präventive Maßnahmen sind“, rät Arron. Wichtig sei außerdem die richtige Beratung: Patienten müssen Nicotinamid und nicht Niacin (Nicotinsäure) einnehmen.
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