Start Apotheke „Next Pharmazie Generation“: austropharm ist eröffnet

„Next Pharmazie Generation“: austropharm ist eröffnet

Am 24. April startete die austropharm in der Messe Wien. Im Branchentalk erörterten Vertreterinnen und Vertreter der Branche, in welche Richtung die Zukunft der nächsten Pharmazie-Generation weisen soll und eröffneten damit Österreichs größte Pharma-Fachmesse.

„Personalengpässe sind ein andauerndes Problem für Österreichs Apotheken.“ Austropharm-Moderator, Marc Semmler, bezieht sich dabei auf eine Umfrage des Newskanals Relatus Pharm aus dem Sommer 2024, bei der 52,6% der Befragten angaben, bereits Leistungen bzw. Angebote reduzieren zu müssen, da das Personal dafür fehle. Es müsse daher überlegt werden, welche Änderungen die nächste Generation der Pharmazie benötigt.

Nach der Keynote von Julia Moesslacher, Gastprofessorin an der PMU in Salzburg und Konsulentin in der Pharmaindustrie, fand die Podiumsdiskussion zum Thema „Next Generation Pharmazie“ statt. Am Podium diskutieren Vertreterinnen und Vertreter der Branche darüber, wie es den Mitarbeitenden in der Apotheke geht und was konkret verbessert werden müsse, um die Apothekenberufe zukunftsfit und für junge Generationen interessant zu machen.

Am Podium:

  • Mag.pharm. Dr. Julia Moesslacher
  • Mag. pharm. Dr. med. Alexander Hartl, 2. Vizepräsident des Apothekerverbands
  • Mag. Christina Nageler, Geschäftsführerin der IGEPHA
  • Mag. Christoph Jakesz, Herausgeber und Chefredakteur PharmaTime Verlag

Employer Branding für Apotheken

Alexander Hartl unterstreicht eingangs den Negativtrend, dass es immer schwieriger wird, Personal zu finden. Es herrsche somit auch in Apotheken ein Facharbeitermangel, dem man begegnen müsse. Der Österreichsiche Apothekerverband hat daher eine umfassende Employer Branding-Kampagne ins Leben gerufen. Mit „Job in der Apotheke. Passt zu mir.“ Spreche man vor allem die jungen Generationen auf Social Media an und habe dabei „alleine auf TikTok über 15 Millionen Views“ erzielt, zeigt er sich mit dem Ergebnis zufrieden. Neue Möglichkeiten wie der „Bewerbungs-Buddy“ würden die bereits erfolgreiche Kampagne im dritten Jahr nochmals zielgenauer machen und Bewerbungen konkretisieren und vorfiltern sollten.

„Wir sind der Meinung, dass wir damit die Apotheke als Marke und die Apotheke selbst als guten Arbeitgeber positionieren und einer jungen Generation vorstellen können“, so Hartl weiter.

Status Quo und die Zufriedenheit in der Apotheke

Um darzustellen, wie es Mitarbeitenden in der Apotheke momentan gehe und wie zufrieden diese seien, gibt Christoph Jakesz einen Überblick über entsprechende Umfrageergebnisse des PharmaTime Verlags. Seit neun Jahren führt dieser die PKA-Zufriedenheitsumfrage im PKAjournal und 2024 erstmals eine entsprechende Umfrage unter Pharmazeuten in PharmaTime durch. Die Zahlen aus 2024 im Überblick:

Zufriedenheit im Beruf

PKAs: 64% zufrieden (47% eher zufrieden, 17% sehr zufrieden)
Pharmazeuten: 79% zufrieden (53% eher zufrieden, 26% sehr zufrieden)

Wohlbefinden im Team

PKAs: 86% – 44% wohl, 42% sehr wohl
Pharmazeuten: 91% – 40% eher wohl, 51% sehr wohl

Wertschätzung seitens Arbeitgeber

PKAs: 50% ja, 50% nein
Pharmazeuten: 2/3 ja, 1/3 wenig bis gar nicht

Konkrete Gedanken darüber, den Job/Beruf zu wechseln (letzte 12 Monate)

PKAs: 71% ja (60% Beruf, 13% Apotheke)
Pharmazeuten: 58% ja (24% Apotheke, 19% Beruf, 15% innerhalb der Branche)

Würden Sie sich noch einmal für den Job entscheiden?

PKAs: 53% nein
Pharmazeuten: 40% nein

Christoph Jakesz unterstreicht, dass es sich bei den identifizierten Schwachstellen nicht um ein Marketing-, sondern ein strukturelles Problem handelt. Besonders die Zahl an PKAs, die konkret überlegen würden, dem Beruf den Rücken zu kehren und sich heute nicht noch einmal für den Beruf entscheiden würden, müsste als Mahnmal gesehen werden, um die Situation aktiv neu zu gestalten.

Die Rolle der Universitäten

Auf die Frage, wie Universitäten hier reagieren könnten, weist Julia Moesslacher darauf hin, dass die meisten Studierenden trotz aller Attraktivität von Industrie und Klinik immer noch den großen Wunsch hätten, ihren Beruf in der Apotheke auszuführen. Um dem gerecht zu werden, sollte überlegt werden, wie zeitgemäß die momentanen Curricula der Universitäten sind. Anpassungen würden teilweise sehr lange dauern, falls diese überhaupt gewünscht sind. Ein genauer Blick auf die jeweiligen Studienpläne sei jedenfalls anzuraten, um für sich selbst zu evaluieren, welcher Studienort für einen selbst der Beste ist.

Alexander Hartl sieht auch, dass Absolventinnen und Absolventen von zukunftsorientierten Universitäten im Arbeitsleben mit offenen Armen empfangen werden. Andere Universitäten sollten hingegen erkennen, welches Bedürfnis von den Studierenden ausgeht. „Diesen Wandel müssen wir beschleunigen“, so Hartl weiter.

Wertschätzung des Apothekerberufs

In einem Punkt sind sich alle Diskutanten einig: Der Beruf des Apothekers und der Apothekerin verdient große Wertschätzung, „die jedoch noch nicht überall angekommen ist“, so Alexander Hartl. Es gebe viele Fachbereiche, in denen Apotheker ihre Kompetenz einbringen könnten: neue Dienstleistungen wie beispielsweise die Medikationsanalyse.

Mit Blick in Richtung Zukunft ergänzt Hartl: „Wir müssen schauen, dass wir Erwartungen mit Ansprüchen zusammenbringen, am Ball bleiben, und schauen, dass wir auch für die Generation Alpha ein interessanter Beruf sind.“

Die Rolle der Medien

Für Christoph Jakesz sind Apothekerinnen, Apotheker und PKAs im Grunde Influencer, die täglich in tausenden Gesprächen fachkundiges Gesundheitswissen an ihre Kundinnen und Kunden weitergeben. Umso wichtiger ist für ihn auch die Rolle der Medien, diese Informationen objektiv, in die Tiefe gehend und zielgruppenspezifisch aufzubereiten sowie Themen kritisch zu hinterfragen – immer mit Blick auf die Gesamtsituation.

Man müsse dabei jedoch zwischen den verschiedenen Medienarten unterscheiden. Bei Massenmedien und Medien aus dem Bereich des Boulevards würden oft Tiefe um die Darstellung der jeweiligen Komplexität und manchmal auch ein gewisser Faktencheck fehlen. Daher kommt gerade seriösen Fachmedien eine besondere Rolle und Aufgabe zu, damit Apothekerinnen, Apotheker und PKAs dieses Wissen an ihre Kundinnen und Kunden weitergeben können. So wird gleichzeitig die so oft eingeforderte Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung gesteigert.

Flexibilität für die Apotheke

In puncto Flexibilität für Apotheken gibt es für Christina Nageler noch Luft nach oben. Sie sieht aber auch den Bedarf für eine modernere Gesetzgebung. Es fehlt an politischer Wertschätzung. Auch sieht sie gerade in Bezug auf die Digitalisierung Anpassungsbedarf bei manchen Gesetzen. „Man kann aber auch die Kompetenz der Apotheker durch OTC-Switches ausweiten“, gab sich Christina Nageler überzeugt. Dem widersprach Christoph Jakesz postwendend. Die Fachkompetenz der Apotheker wäre unabhängig davon, welchem Zulassungsmodus ein Arzneimittel unterliege – das ändere nichts daran, dass ein Apotheker so oder so kompetent beraten könne und dazu ausgebildet sei.

Digitalität vs. Apotheke

Digitale neue Ansätze sind eine sinnvolle Sache, man sollte jedoch das kritische Hinterfragen junger Menschen fördern, geht es nach Julia Moesslacher. Auch Christina Nageler sieht in der Digitalisierung ein Feld, mit dem sich Apotheken verstärkt auseinandersetzen müssten. Immerhin würden vermehrt Kundinnen und Kunden mit Diagnosen in die Apotheke kommen, die von einer künstlichen Intelligenz erstellt würden. Alexander Hartl unterstreicht einmal mehr die Wichtigkeit des Fachwissens in der Apotheke, um Informationen, die aus digitalen Quellen kommen, auch richtig interpretieren zu können. Dabei betonter die Bemühungen des Apothekerverbands, sich schon seit längerer Zeit unterschiedliche Lösungen und Tools anzusehen. „Wir sind in einem Zug, der fährt. Das heißt, die Evolution dieser Tools schreitet sehr schnell voran und es gibt wirklich viele gute Tools. Aber was immer wichtig zu überlegen ist, ist welches Mindset dahintersteckt. Tools können helfen, Informationen zu sammeln und vorzubereiten. Die Entscheidung liegt letztlich bei uns“, so Hartl weiter.

Auch Christoph Jakesz sieht Potenzial in der Digitalisierung, er sieht jedoch abschließend vor allem die Wichtigkeit für Perspektiven als besonders wichtig für die nächste Generation der Pharmazie. Junge Menschen, die PKAs oder Apotheker werden wollten, müssten sich darauf verlassen können, dass sie nicht durch digitale Tools ersetzt werden, sondern ihre Kompetenzen auch weiterhin Relevanz in und für die Apotheke haben werden. Dafür müssten sich strukturelle Rahmenbedingungen verbessern und Wertschätzung zum Ausdruck gebracht und gelebt werden.

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