Die Entdeckung des neuartigen Glykopeptid-Antibiotikums Saarvienin A könnte einen entscheidenden Durchbruch im Kampf gegen multiresistente Bakterien darstellen. Ein internationales Forschungsteam, unter Leitung der Universität Wien und des Helmholtz-Instituts für Pharmazeutische Forschung Saarland, präsentierte den vielversprechenden Wirkstoff kürzlich in der Fachzeitschrift „Angewandte Chemie International Edition“.
Die bahnbrechenden Eigenschaften von Saarvienin A Antibiotikum werden besonders im Hinblick auf den Kampf gegen multiresistente Erreger hervorgehoben.
Antibiotikaresistenzen stellen weltweit eine wachsende Bedrohung dar. Laut Expertinnen und Experten könnten diese bis zum Jahr 2050 jährlich bis zu 100 Millionen Todesfälle verursachen. Um dieser Gefahr entgegenzuwirken, forschen Wissenschafterinnen und Wissenschafter intensiv an neuen Wirkstoffen. Einen bedeutenden Fortschritt erzielte dabei ein internationales Team unter der Leitung der Universität Wien und des Helmholtz-Instituts für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS). Es entdeckte das neuartige Glykopeptid Saarvienin A.
Einzigartige Struktur und Wirkungsweise
Saarvienin A weist eine einzigartige Struktur auf, wenn es aus einem Stamm von Amycolatopsis aus einer chinesischen Seltenerdmine isoliert wird: einen halogenierten Peptidkern mit einer ungewöhnlichen Ureidoverbindung sowie eine Zucker- und Aminozuckerkette mit zwei bislang in Naturstoffen unbekannten Einheiten. Anders als etablierte Glykopeptide wie Vancomycin wirkt Saarvienin A über einen neuartigen, noch unerforschten Mechanismus.
Wirksam gegen multiresistente Erreger
Besonders beeindruckend ist die Wirksamkeit gegen sogenannte ESKAPE-Erreger – Superbakterien, die häufig gegen gängige Antibiotika resistent sind. In Labortests übertraf Saarvienin A etablierte Wirkstoffe wie Vancomycin und zeigte sogar gegen multiresistente Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) und Vancomycin-resistente Enterokokken eine starke antibakterielle Wirkung. Die vielversprechenden Ergebnisse des Saarvienin A Antibiotikum in diesem Bereich könnten sich als entscheidend für die zukünftige Behandlung solcher Infektionen erweisen.
Potenzial für die klinische Anwendung
Obwohl die Entdeckung von Saarvienin A vielversprechend ist, stehen die Forschenden nun vor der Herausforderung, den Wirkstoff für die klinische Nutzung zu optimieren. Die Identifizierung und Klonierung der biosynthetischen Gene sind ein erster Schritt, doch gilt es noch, die Zytotoxizität zu reduzieren und die antibakterielle Aktivität weiter zu verbessern. Dennoch markiert diese Entdeckung einen entscheidenden Impuls im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen.
Originalpublikation:
Saarvienin A – A Novel Glycopeptide with Potent Activity against Drug-Resistant Bacteria. Amninder Kaur, Jaime Felipe Guerrero-Garzón, Sari Rasheed, Martin Zehl, Franziska Fries, Bernd Morgenstern, Sergey B. Zotchev, and Rolf Müller
In Angew. Chem. Int. Ed. 2025, e202425588.