Im menschlichen Schädel befinden sich die sogenannten Nasennebenhöhlen. Es handelt sich um luftgefüllte Hohlräume, die mit der Nase in Verbindung stehen. Sie tragen unter anderem zur Klimatisierung der Atemluft bei, indem sie sie anfeuchten und erwärmen. Kommt es jedoch im Rahmen einer Erkältung zu einer Entzündung dieser Bereiche, macht sich das oft durch unangenehmen Druck und Kopfschmerzen bemerkbar.
Die genaue Funktion der Nasennebenhöhlen ist noch nicht vollständig erforscht, dennoch haben sie eine wichtige Bedeutung für die Atemwege. Sie tragen zur Klimatisierung der eingeatmeten Luft bei und beeinflussen den Klang der Stimme. Kommt es in diesem Bereich zu Veränderungen, entstehen oftmals gesundheitliche Probleme. Besonders verbreitet ist die Sinusitis, eine Entzündung der Schleimhäute, die sich durch Druckschmerzen im Gesicht, Kopfbeschwerden und eine verstopfte Nase äußern kann. Diese Erkrankung zählt zu den häufigsten Leiden, die den Alltag erheblich einschränken.
Aufbau
Die Nasennebenhöhlen (Sinus paranasales) bilden ein System aus vier paarigen, lufthaltigen Hohlräumen im Gesichtsschädel. Ihr Aufbau ist entscheidend für das Verständnis von Erkrankungen wie der Sinusitis.
Die größte Nebenhöhle ist die Kieferhöhle (Sinus maxillaris) im Oberkiefer. Sie ist pyramidenförmig, mit der Basis zur Nase und der Spitze zum Jochbein. Ihr Schleim wird über einen schmalen Abflusskanal in den mittleren Nasengang geleitet. Da sie direkt über den Zahnwurzeln der Backenzähne liegt, können auch Zahninfektionen dort eine Entzündung verursachen.
Die Stirnhöhlen (Sinus frontales) befinden sich oberhalb der Augen im Stirnknochen. Sie variieren individuell stark in Größe und Form. Ihr Sekret fließt über einen eigenen Kanal in das nasale Abflusssystem.
Die Siebbeinzellen (Cellulae ethmoidales) stellen die komplexeste Einheit dar. Sie bestehen aus zahlreichen kleinen, unregelmäßig geformten Hohlräumen zwischen den Augen. Man unterscheidet eine vordere Gruppe, deren Sekret in den mittleren Nasengang abfließt, und eine hintere, die in den oberen Nasengang mündet. Sie grenzen sowohl an die Augenhöhle als auch an die vordere Schädelbasis, weshalb Entzündungen hier besonders problematisch sein können.
Die Keilbeinhöhle (Sinus sphenoidalis) liegt am tiefsten im Schädel und grenzt an zentrale Strukturen wie Hypophyse, Sehnerv und die Arteria carotis interna. Entzündungen in diesem Bereich sind aufgrund der Nähe zu lebenswichtigen Organen besonders ernst.
Alle Nasennebenhöhlen sind von einer speziellen Schleimhaut (respiratorische Schleimhaut) ausgekleidet. Auf ihr sitzen winzige Härchen (Zilien), die sich ständig bewegen und den Schleim zusammen mit Staub und Keimen in Richtung Nase transportieren. So bleiben die Nebenhöhlen sauber. Wenn diese Härchen nicht richtig arbeiten oder die Abflusswege verstopft sind, staut sich der Schleim an. Dadurch können Entzündungen entstehen, die oft mit Druck im Gesicht, Kopfschmerzen und einer verstopften Nase verbunden sind.
Funktionen der Nebenhöhlen
Die luftgefüllten Hohlräume im Gesichtsschädel helfen dabei, den Kopf leichter zu machen, ohne dass die Stabilität leidet. Ihre Schleimhaut sorgt außerdem dafür, dass die eingeatmete Luft befeuchtet und erwärmt wird, bevor sie in die Lunge gelangt. Gleichzeitig dienen die Nebenhöhlen als Resonanzraum, der unserer Stimme ihren besonderen Klang verleiht. Sie schützen auch empfindliche Bereiche wie Gehirn und Augen, indem sie wie eine Art Puffer wirken. Darüber hinaus bildet die Schleimhaut ein spezielles Gas (Stickstoffmonoxid, NO), das Bakterien und Viren bekämpfen kann und eine Rolle bei der Durchblutung der Lunge spielt. Insgesamt tragen die Nebenhöhlen also zur Atmung, zum Schutz wichtiger Strukturen und zur Stimme bei.
Erkrankungen der Nasennebenhöhlen
Die Sinusitis, also die Entzündung der Nasennebenhöhlen, zählt zu den häufigsten Erkrankungen im Bereich der oberen Atemwege. Dabei entzündet sich die Schleimhaut, die das Innere der Nebenhöhlen auskleidet. Häufige Ursache ist eine Blockade der Verbindungen zwischen Nasenhöhle und Nebenhöhlen. Infolgedessen kann das Sekret nicht mehr ungehindert abfließen und staut sich an. Dieser Schleim bietet wiederum ideale Wachstumsbedingungen für Viren oder Bakterien, wodurch die Entzündung verstärkt und die Beschwerden verschlimmert werden.
Die akute Sinusitis
Die akute Sinusitis ist eine häufige Erkrankung, die oft im Anschluss an einen normalen Schnupfen auftritt. Meist wird sie durch Viren ausgelöst, z.B. durch Rhinoviren oder Influenzaviren, die auch Erkältungen verursachen. In vielen Fällen klingt die Entzündung nach etwa einer Woche von selbst ab. Wenn die Beschwerden jedoch länger als sieben bis zehn Tage bestehen oder sich verschlimmern, kann sich zusätzlich eine bakterielle Infektion entwickeln. Typische Erreger sind dann Bakterien wie Streptococcus pneumoniae, Haemophilus influenzae oder Moraxella catarrhalis.
Die Symptome sind dabei oft sehr unangenehm: Betroffene klagen über Schmerzen oder ein Druckgefühl im Gesicht, das je nach betroffener Nebenhöhle an Stirn, Wangen oder hinter den Augen auftreten kann. Hinzu kommen Kopfschmerzen, eine verstopfte Nase, zäher oder eitriger Nasenausfluss und manchmal auch Fieber. Viele Patientinnen und Patienten fühlen sich zudem abgeschlagen und müde.
Die chronische Sinusitis
Die chronische Sinusitis ist hingegen eine länger andauernde Erkrankung der Nebenhöhlen. Im Unterschied zur akuten Form spricht man von einer chronischen Sinusitis, wenn die Beschwerden länger als zwölf Wochen bestehen. Dabei sind die Schleimhäute in den Nasennebenhöhlen dauerhaft entzündet.
Die Ursachen sind vielfältig. Zwar können Infekte durch Viren oder Bakterien eine Rolle spielen, doch meist handelt es sich nicht nur um eine einfache Infektion. Auch das Immunsystem, genetische Veranlagungen oder anatomische Besonderheiten der Nase tragen häufig dazu bei, dass sich die Entzündung festsetzt und nicht mehr vollständig zurückgeht.
Man unterscheidet zwei Formen: Zum einen die chronische Sinusitis mit Nasenpolypen (CRSwNP), bei der sich kleine gutartige Wucherungen in der Schleimhaut bilden. Zum anderen die chronische Sinusitis ohne Polypen (CRSsNP), die ebenfalls hartnäckig sein kann, aber ohne diese Veränderungen auskommt.
Die Beschwerden sind meist weniger plötzlich und heftig als bei einer akuten Nebenhöhlenentzündung, dafür aber stetig vorhanden. Typisch sind eine dauerhaft verstopfte Nase, ein fast ständig laufender oder zäher Nasenausfluss, Probleme beim Riechen oder völliger Geruchsverlust. Viele Betroffene spüren auch, wie Schleim in den Rachen hinunterläuft (postnasaler Drip). Manche leiden unter dumpfen, chronischen Schmerzen im Gesicht oder Druckgefühlen über Stirn und Wangen. Da die Symptome so lange anhalten, führt die Erkrankung oft zu einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität.
Behandlungsmöglichkeiten
Bei leichten bis mittelschweren Beschwerden können viele Betroffene zunächst auf Selbstmedikation zurückgreifen. Ein Klassiker wären z.B. abschwellende Nasensprays oder -tropfen, die die Nasenschleimhaut für einige Stunden abschwellen lassen und so das Atmen erleichtern. Wichtig ist jedoch, diese nicht länger als sieben Tage zu verwenden, da sonst eine Abhängigkeit oder eine Schädigung der Schleimhaut drohen kann. Sehr hilfreich sind auch Kochsalzlösungen oder Meerwassersprays. Sie befeuchten die Schleimhaut, spülen Schleim und Keime aus und können beliebig lange angewendet werden. Ergänzend nutzen viele Menschen Inhalationen mit warmem Dampf, oft auch mit Zusätzen wie Kamille oder Eukalyptus, die das Atmen erleichtern und die Schleimhäute beruhigen.
Eine besondere Rolle spielt Cineol, ein natürlicher Wirkstoff aus Eukalyptusöl. Es wirkt vor allem sekretolytisch (schleimlösend), entzündungshemmend und leicht antimikrobiell. Präparate mit Cineol sind als Kapseln erhältlich und können die Beschwerden sowohl bei akuter als auch bei chronischer Sinusitis lindern. Das Abfließen des Sekrets wird erleichtert und der Druck in Stirn und Wangen bessert sich damit.
Zur allgemeinen Unterstützung tragen eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, körperliche Schonung, das Hochlagern des Kopfes während des Schlafs sowie das Meiden von Rauch und trockener Luft bei. Bei chronischer Sinusitis kommen zudem ärztlich verordnete kortisonhaltige Nasensprays zum Einsatz. Diese wirken entzündungshemmend und können im Gegensatz zu abschwellenden Präparaten auch langfristig angewendet werden. Abschwellende Sprays sollten dagegen nur kurzfristig genutzt werden, da ein längerer Gebrauch zu Schleimhautschädigungen und Abhängigkeit führen kann.
Durch eine Kombination aus leitliniengerechter Therapie und unterstützenden Maßnahmen lässt sich die Sinusitis in den meisten Fällen wirksam behandeln und die Beschwerden nachhaltig lindern.




