Britische Forschende analysierten die Studienlage zu rezeptfreien Präparaten gegen Depressionen. Zu jenen mit guter Beweislage zählen Omega-3-Fettsäuren, Johanniskraut, Safran, Probiotika und Vitamin D. Vielversprechend sind auch die Ergebnisse zu Folsäure, Lavendel, Zink, Tryptophan, Rosenwurz und Zitronenmelisse.
OTC-Produkte wie pflanzliche Mittel oder Nahrungsergänzungsmittel werden oft bei depressiven Symptomen oder therapiebegleitend bei diagnostizierten Depressionen eingesetzt. Das Forschungsteam um Rachael Frost von der Liverpool John Moores University (UK) wollte wissen, wie der Umfang und die Art der Evidenz für solche Produkte aussieht. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachjournal „Frontiers in Pharmacology“ veröffentlich.
Über 200 Studien bewertet
In der umfangreichen Literaturübersicht inkludierten die Forschenden 209 randomisiert kontrollierte Studien, in denen OTC-Produkte bei Personen mit depressiven Symptomen oder einer diagnostizierten Depression untersucht wurden. Eingeschlossen wurde die bis Ende 2022 verfügbare Literatur.
Zu den am besten untersuchten Inhaltsstoffen zählen Omega-3-Fettsäuren (39 Studien), Johanniskraut (38), Safran (18), Probiotika (18) und Vitamin D (14). Allerdings gab es teilweise erhebliche Unterschiede bei den getesteten Produkten, Dosierungen und Begleiterkrankungen.
Die meisten Studien gibt es zu Omega-3-Fettsäuren
Für Omega-3-Fettsäuren lagen die meisten Studien vor. Allerdings zeigte die Mehrheit davon keinen signifikanten Effekt verglichen mit Placebo. Die Wissenschafter räumen jedoch ein, dass die bewerteten Studien jeweils nur eine geringe Stichprobengröße hatten. Im Falle einer Metaanalyse würde man die Datensätze aller Einzelstudien zu einem Datensatz zusammenfassen und gemeinsam auswerten. So könnten Effekte sichtbar werden, die in einer kleinen Einzelstudie nicht nachweisbar wären.
Die Autoren weisen deshalb auf eine 2019 veröffentlichte Metaanalyse mit Daten aus 26 Studien hin. Deren Ergebnisse zeigten, dass Omega-3-Fettsäuren im Vergleich zu Placebo depressive Symptome signifikant verringerten. Wirksam waren dabei Produkte, die zu mindestens 60% aus Eicosapentaensäure (EPA) bestanden und in einer Dosierung von bis zu 1g täglich gegeben wurden. Produkte mit Docosahexaensäure (DHA) zeigten keine Wirkung.
Johanniskraut und Safran – ähnlich wirksam wie Antidepressiva
Von den pflanzlichen Produkten waren jene mit Johanniskraut bzw. Safran am besten untersucht. In beiden Fällen zeigte die überwiegende Anzahl der Studien einen nachweislich positiven Effekt auf Depressionen bzw. depressive Symptome. In Studien, die die pflanzlichen Produkte mit verschreibungspflichtigen Antidepressiva verglichen, zeigten sie sogar vergleichbare Effekte.
Auch andere Forschungsergebnisse unterstreichen das. So zeigten Metaanalysen sowohl für Johanniskraut-Produkte als auch für Safran-Produkte, dass diese ähnlich wirksam waren wie Antidepressiva.
Probiotika und Vitamin D könnten auch unterstützen
Die meisten Studien, die die Wirkung von Probiotika-Präparaten im Vergleich zu Placebo untersuchten, konnten deren Wirksamkeit belegen. Sie kamen meist als Kombinationspräparate mehrerer verschiedener Bakterienstämme zum Einsatz. Diese sind laut einer Metaanalyse aus 2019 effektiver als Monopräparate.
Für Produkte mit Vitamin D ist das Bild nicht ganz so einheitlich. Verglichen mit Placebo zeigte zwar ebenfalls die Mehrzahl der Studien eine Wirksamkeit. Die Bandbreite an Dosierungen in den Studien war jedoch sehr groß – sie reichte von 25 bis 250µg und von täglicher bis wöchentlicher Einnahme. Zusätzlich gab es Studien mit widersprüchlichen Ergebnissen. Eine Metaanalyse mit Vitamin-D-Supplementen aus 2015 konnte zudem keinen Effekt auf Depressionssymptome nachweisen.
Erfolg versprechende weitere Kandidaten
Von den Präparaten, die bisher nur in wenigen Studien untersucht wurden, zeigten einige sehr vielversprechende erste Ergebnisse. Dazu zählen solche mit Folsäure, Lavendel, Zink, Tryptophan, Rhodiola (Rosenwurz), Zitronenmelisse, Bitterorange, Nepeta menthoides Boiss. & Buhse (eine im Iran heimische Katzenminzeart) und Kamillentee. Erste Hinweise aus Einzelstudien gibt es u.a. Präparate mit Rosmarin, grünem Tee, Lotussamen, Ulva (Grünalgen), Basilikum, Chrom und Schwarzkümmel.
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