Migräne betrifft rund eine Million Menschen in Österreich, bleibt aber oft undiagnostiziert oder verharmlost. Anlässlich des Weltkopfschmerztags am 5. September rufen Organisationen wie Kopfweh Österreich und die ÖGGK zu mehr Bewusstsein, früher Diagnose und moderner Therapie auf.
Migräne ist mehr als „nur Kopfweh“
Anlässlich des heutigen Weltkopfschmerztags am 5. September appelliert die Selbsthilfeorganisation Kopfweh Österreich an Betroffene, Migräne nicht zu bagatellisieren und ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Viele Menschen würden das Leiden jahrelang allein bewältigen wollen, oft mit frei verkäuflichen Schmerzmitteln. Das führe nicht nur zu unzureichender Behandlung, sondern könne auch einen sogenannten Medikamentenübergebrauchskopfschmerz verursachen.

Die Bagatellisierung von Migräne ist ein weit verbreitetes Problem, das nicht nur zu Missverständnissen im sozialen Umfeld führt, sondern auch dazu, dass sich Menschen mit Migräne oft nicht ernst genommen fühlen.
Kassandra Steiner
Leiterin von „Kopfweh Österreich – Wien“
„Die Bagatellisierung von Migräne ist ein weit verbreitetes Problem, das nicht nur zu Missverständnissen im sozialen Umfeld führt, sondern auch dazu, dass sich Menschen mit Migräne oft nicht ernst genommen fühlen“, sagt Kassandra Steiner, Leiterin von „Kopfweh Österreich – Wien“.
Neue Therapieansätze: Hoffnung durch CGRP-Antikörper
Die medizinische Forschung hat in den vergangenen Jahren neue Wege zur Behandlung von Migräne eröffnet. Besonders die Migräneprophylaxe mit CGRP-Antikörpern gilt als gut verträglich und wirksam. Diese Medikamente wurden gezielt zur Migränebehandlung entwickelt. Sie greifen direkt in den Entstehungsmechanismus einer Attacke ein.
Sie können die Häufigkeit und Intensität der Migräneanfälle deutlich senken. Die Verabreichung erfolgt monatlich mittels Fertigpen oder vierteljährlich als Infusion.
Ziel ist dabei nicht nur die Verbesserung der Lebensqualität, sondern auch die langfristige Beeinflussung des Krankheitsverlaufs.
Frühe Diagnose entscheidend
Ein zentrales Problem liegt in der späten oder fehlenden Diagnose. Viele Betroffene resignieren nach ersten, wenig erfolgreichen Therapieversuchen. Doch Steiner betont: „Unbedingt (wieder) zum Arzt gehen! Die medizinische Forschung ruht nicht, und was vor wenigen Jahren noch als aussichtslos galt, kann heute dank moderner Therapien zu einer spürbaren Verbesserung führen.„ Neue Entwicklungen bieten vielfach neue Chancen.
Besonders empfohlen wird der Besuch bei auf Migräne spezialisierten Neurologinnen und Neurologen. Diese verfügen über die aktuellsten Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten.
Eine Liste von weiteren schmerzrelevanten Anlaufstellen in ganz Österreich findet man auch auf der Seite der Initiative Schmerz. Diese hat sich zum Ziel gemacht, eine erste Adresse für Hilfesuchende rund um das Thema Schmerz zu sein – nicht nur, aber auch bei Kopfschmerzen. Dazu Dr. Catherine Chaput, Gründerin und stellvertretende Obfrau von „Initiative Schmerz“: „Eigentlich wollte ich nur eine Seite haben, um meinen Schmerzpatient:innen nützliche Links empfehlen zu können, die mich bei der Aufklärung unterstützen können. Quasi über Nacht wurde eine umfangreiche Website daraus, die mir die Arbeit in der Ordination unglaublich erleichtert.“

Eigentlich wollte ich nur eine Seite haben, um meinen Schmerzpatient:innen nützliche Links empfehlen zu können, die mich bei der Aufklärung unterstützen können. Quasi über Nacht wurde eine umfangreiche Website daraus, die mir die Arbeit in der Ordination unglaublich erleichtert.
Dr. Catherine Chaput
Gründerin und stellvertretende Obfrau von „Initiative Schmerz“
Migräne-Check im ÖGGK Health Mobil
Auch der Österreichischen Gesellschaft vom Goldenen Kreuze (ÖGGK) istb das Thema Kopfschmerz bzw. Migräne im Speziellen wichtig: Mit einer Tour des ÖGGK Health Mobils durch fünf Bundesländer will man unkomplizierten Zugang zur Erstdiagnostik schaffen. Die Aktion startet am 11. September 2025 am Campus der WU Wien und endet am 9. Oktober in Innsbruck. Details zu den Terminen findet man auf der Webseite der ÖGGK.
Begleitet wird die Tour von der Informationskampagne „Aktiv gegen Migräne“. Herzstück ist ein niederschwelliger Online-Migränecheck, mit dem Interessierte erste Einschätzungen erhalten und direkt einen Termin im Health Mobilvereinbaren können.

Viele Patient:innen haben ihre Symptome nicht untersuchen lassen und nehmen die wiederkehrenden Ausfälle in Beruf sowie Sozialleben einfach hin. Dabei gibt es längst wirksame Therapien. Nur braucht es vorher eine eindeutige medizinische Diagnose.
Mag. Erika Sander
Generalsekretärin der Österreichischen Gesellschaft vom Goldenen Kreuze
„Viele Patient:innen haben ihre Symptome nicht untersuchen lassen und nehmen die wiederkehrenden Ausfälle in Beruf sowie Sozialleben einfach hin“, sagt Mag. Erika Sander, Generalsekretärin der ÖGGK. „Dabei gibt es längst wirksame Therapien. Nur braucht es vorher eine eindeutige medizinische Diagnose.“
Migräne erkennen und nicht nur am Weltkopfschmerztag ernst nehmen
Die neurologische Erkrankung Migräne ist durch wiederkehrende, meist einseitige, pulsierende Kopfschmerzen gekennzeichnet – häufig begleitet von Übelkeit, Lichtempfindlichkeit oder Sehstörungen.
Frauen sind rund dreimal so häufig betroffen wie Männer, insbesondere im Alter zwischen 30 und 50 Jahren. Auslöser können unter anderem hormonelle Schwankungen, Stress oder bestimmte Nahrungsmittel sein.
Zur Therapie stehen neben CGRP-Antikörpern auch Triptane, Entspannungstechniken, regelmäßige Bewegung und ein Migräne-Tagebuch zur Verfügung.